Das Vorlesungsangebot an der Universität kennt in der Rechtswissenschaft bis zur Examensvorbereitung kaum Grenzen. Neben dem Pflichtstoff (und damit sind nicht nur die Übungen zur Erlangung der Scheine gemeint) gibt es Vorlesungen in Hülle und Fülle, die sich den juristischen Haupt- und Randgebieten widmen. Gerade im Zivilrecht, das von Studierenden gerne als Fass ohne Boden bezeichnet wird, ist die Stoffmenge immens. Das Problem jedoch ist: Kaum jemand besucht alle universitären Veranstaltungen. Viele beschränken sich auf die relevanten Übungen und einige Basisvorlesungen. Um den Status der Scheinfreiheit zu erwerben, reicht diese Vorgehensweise in den allermeisten Fällen aus. Doch plötzlich, spätestens ein Jahr vor dem gesetzten Examenstermin, lässt einen der Blick in die JAPrO ob der Menge des Examensstoffs erschaudern. Mit anderen Worten: Zahlreiche examensrelevante Gebiete sind noch gänzlich unerschlossen.Nun kommt das Juristische Repetitorium Hemmer, Hauptkurs Zivilrecht, festgemacht am Beispielort Freiburg im Breisgau, ins Spiel. Zeitaufwand pro Kurstag: drei Stunden (plus eine halbe Stunde Pause). Dabei eines vorneweg: Hemmer mag das bekannteste und am weitesten verbreitete Repetitorium in Deutschland sein, jedoch hängt die Qualität zu 95 % vom jeweiligen Repetitor ab. In Freiburg zeichnet sich Dr. Dierk Bredemeyer, Fachanwalt für Erbrecht sowie tätig in den Bereichen Handels- und Gesellschaftsrecht, verantwortlich für den Hauptkurs Zivilrecht.
Wer eine Umfrage unter rund 50 Kursteilnehmern machen und nach der Kompetenz und der didaktischen Qualität von Dierk Bredemeyer fragen würde, die Durchschnittsnote 1,0 wäre das Ergebnis. Warum diese Lobeshymne?
Zum einen weil Dierk Bredemeyer frei von branchenüblichen Allüren ist, wie man sie gerade in Anwalts- und Professorenkreisen immer wieder vorfindet und die ungemein hinderlich für das Lernen sind. Zum anderen (und wichtiger), weil es kaum jemanden gibt, der jeden Studierenden auf seinem jeweiligen Leistungslevel abzuholen weiß und dennoch einen anspruchsvollen Unterricht für alle zu halten imstande ist. Immer wieder stellen sich Aha-Effekte ein und man fragt sich des öfteren, warum man dieses oder jenes nicht schon früher an der Uni verstanden hat. Bredemeyers Fähigkeit zu erklären und die häufig hochkomplexe Materie zunächst runterzubrechen, um sie dann wieder auf Examensniveau und anhand zahlreicher BGH-Fälle zu intensivieren, ist einmalig. Vor allem stellt sich bei den meisten (und damit sind nicht nur jene gemeint, die im Studium stets zweistellige Punktzahlen erreicht haben) nach wenigen Monaten das Gefühl ein, dass der hohe Berg Staatsexamen nach einem Jahr durchaus realistisch erklommen werden kann. Alleine, dass einem damit die große Anfangsangst genommen wird, ist viel wert. Denn ein lebenswertes Leben neben dem Rep mit Freizeit und Ausgleich ist in jedem Fall möglich und sollte das Ziel eines jeden Examenskandidaten sein. Dies wird von Hemmer so auch empfohlen.
Der Hauptkurs Zivilrecht beginnt in beiden Hauptkursen (Starttermine in Freiburg jeweils im April und Oktober) logischerweise mit BGB AT, gefolgt von Schuldrecht AT und Schuldrecht BT. Später kommen die zivilrechtlichen Nebengebiete.
Der Umgangston im Rep: Repetitor und Kursteilnehmer duzen sich. Das ist ungewöhnlich, schafft aber ein gutes Arbeitsklima und ist einer professionellen Atmosphäre keinesfalls abträglich. Das Signal lautet viel eher: Mit Hierarchien halten wir uns nicht auf, es geht um ein gutes Examen.
Der Begriff gutes Examen ist selbstverständlich subjektiv. Der eine definiert „gut“ mit 5 Punkten und damit bestandenem Examen wohingegen der andere ein Prädikat anstrebt. Für beide Gruppen und selbstverständlich auch für jene in der goldenen Mitte ist das Repetitorium geeignet. Dass man sich dabei am besten auf sich selbst konzentriert, wird bereits in der Einführungsveranstaltung gesagt.
Immer wieder äußern Studierende, die sich in privaten Lerngruppen ohne Repetitorium aufs Examen vorbereiten, dass sie sich für die Rep-Besuche weniger umfangreich vorbereiten würden als für die Kleingruppe, in der regelmäßig darin abgewechselt wird, den anderen Inhalte und Lösungswege zu erklären. Zum einen ist es so, dass man im Repetitorium aufgerufen wird. Man kann sich also nie sicher sein, als nächstes gefragt zu werden. Dies sorgt für eine leichte, gesunde Nervosität und damit Aufmerksamkeit, die einen nicht so leicht abschalten lässt und dazu anhält, den Stoff zumindest ansatzweise vor- und nachzubereiten. Dierk Bredemeyer macht das nicht im Stile eines Schulmeisters, um etwa Teilnehmer zu maßregeln, die gerade außer Stande sind, eine passende Antwort auf seine Frage zu geben. Eher versucht er dem Teilnehmer mit etwas Hilfestellung die Möglichkeit zu geben, die richtige Antwort doch eigenständig zu erarbeiten.
Äußerst schlüssig ist Bredemeyers Konzept, den (Examens)Fallbearbeitungen, die schätzungsweise 70 % des Kurses ausmachen, inhaltliche Exkurse voranzustellen. Diese sind geprägt von einordnenden Erklärungen und Besprechungen von BGH-Urteilen. Der Part höchstrichterliche Rechtsprechung kommt also nicht zu kurz. Der anschließend bearbeitete Fall passt thematisch und lässt sich mit dem Vorspiel leichter nachvollziehen und verinnerlichen.
Zum Ende dieses Beitrags ein Versuch der Zusammenfassung: Vermittelt wird nicht nur der gesamte zivilrechtliche Examensstoff inklusive seiner Nebengebiete, sondern insbesondere das Werkzeug, das einem die Fähigkeit verleiht, aus jedem Sachverhalt eine Lösung erstellen zu können. Jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten.
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